22. Juli 2023

NEID – ein sehr sensibles Thema

Neid kann uns zerfressen, wenn wir ihn nicht rechtzeitig stoppen.

NEID

Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.
(Wilhelm Busch)

Dieser Blogbeitrag berührt ein sehr sensibles Thema – ich wage es trotzdem:
(to the English version)

Egal wie gut die Karriere läuft – irgendwann plagt die meisten von uns der Gedanke:

„Wieso singt sie/er an Haus xy und ich nicht?“

„Wie ist sie/er dorthin gekommen, wo mir die Türen verschlossen sind?“

Der Neid frisst die Person, die er besitzt, von innen auf, und er nützt wem?  Richtig – niemandem!

Neid hat auf das Objekt meines Neids keinerlei Einfluss. Und das Schlimmste: Neid geht einher mit Scham darüber, dass ich neidisch bin. Aus diesem Teufelskreis komme ich schlimmstenfalls gar nicht mehr heraus.

  • Neid lähmt.
  • Neid hindert mich daran, mein Bestes zu geben.
  • Neid macht mich bitter.
  • Neid macht mich zum „sauren“ Kollegen / zur sauren Kollegin.

Wie komme ich aus dieser Spirale wieder heraus?

Oft hat Neid eine direkte Vergleichsperson –

„NN hat eine bessere Karriere als ich, obwohl ich genauso gut / besser  singe“

Neid ist meist diffus, ein bedrückendes Gefühl, das unruhig und schlecht gelaunt macht.

Läßt sich Neid mit Rationalität in den Griff bekommen? Starten wir einen Versuch:

schreibe alles auf, was du über die Person, auf die du neidisch bist, weißt, und vergleiche sie mit dir:

  • Wie alt ist die Person?
  • Wo hat sie studiert (und erste berufliche Kontakte gesammelt)?
  • Wie groß ist die Stimme dieser Person?
  • Welchen beruflichen Weg hat diese Person gewählt (freischaffend/fest)?
  • Welchen Lebensweg hat diese Person gewählt (hat sie Kinder?)
  • Wie sieht die website dieser Person aus?

Vielleicht bekommst du dann eine Antwort auf die Frage, warum die Person dort ist, wo sie ist. Vielleicht aber auch nicht. Aber es wird dir nicht beantworten, warum du (noch) nicht dort bist, wo diese Person ist.

Und damit kommen wir zum Wichtigsten:

Sich mit anderen zu vergleichen, bringt nichts! Hör auf damit – es macht dich selbst bitter und schlecht gelaunt und ändert nichts.

Frage dich lieber, ob du alles dafür tust, damit du das Leben lebst, das du anstrebst:

Wenn du dir eine größere Karriere wünschst:

  • Check, ob deine Bewerbungsvideos 100% in Ordnung sind.
  • Check, ob deine Gesangstechnik das leisten kann, was du möchtest.
  • Check, ob du immer 100% vorbereitet zur ersten Probe kommst.
  • Check, ob deine Aussprache in fremden Sprachen 100% ist.
  • Check, ob du eine angenehme Stimmung um dich herum verbreitest.(!)
  • Frag dich, ob du damit leben könntest, seltenst zu Hause zu sein und deine Zeit in irgendwelchen Gastwohnungen zu verbringen.
  • Frag dich, wie oft du deine Kinder/deinen Partner/deine Partnerin körperlich spüren musst, um glücklich zu sein.

Und dann frage dich, ob du überhaupt die große Karriere, nach der du strebst, über Jahre hinweg aushalten würdest –

  • das viele Reisen und Kofferpacken,
  • den Dauerstress,
  • das Sich-immer-wieder-neu-beweisen,
  • das Sich-immer-wieder-auf-neue-Menschen-einstellen,
  • das permanente Dranbleiben am Karriere-Gedanken,
  • das gute permanente networking.

Wir alle tun unser Bestes, um im Haifischbecken / Biotop / Zirkus des Opern- und Konzertalltags zu überleben, ganz egal, wie „groß“ unsere Karrieren sind.

Jede/r, der vom Singen leben kann, sollte sich glücklich schätzen und hat das Berufsziel erreicht: ich finanziere mein Leben durch meinen Beruf.

Es lebt sich entspannter, wenn wir erst einmal verstehen, wer wir sind und was wir anzubieten haben und das zu vermarkten versuchen, anstatt uns vom diffusen Neid auf Kolleg:innen selbst das Leben schwer zu machen.

Beeinflussen können wir vor allem uns selber!

In diesem Sinne:

Entspannte Ferien und alles Gute!

hedwig

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hedwig fassbender
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